12.4.08

Männer tragen Röcke

Ich fahre mit der Bahn nach Ludwigsburg, zur Arbeit. Das Wetter draussen ist grau und gestern hat es einen kleinen Kälteeinbruch gegebn. Dabei war doch schon fast Frühling. Ich bin mitten im Berufsverkehr unterwegs und die Bahn ist voll ohne Ende. Ich lese nebenbei in den "gesammelten Werken" von E.A.Poe (ich habe beschlossen eben jene komplett zu lesen - endlich!) und schaue kurz auf als die Bahn in "Feuerbach" neinfährt. kurz bevor die Bahn anhält sehe ich einen Herrn mittleren Alters - ich schätze mal Anfang/Mitte 40. Er hat sich seine lichter werdenden Haare über seine Halbglatze geschleimt, trägt eine kleine Brille mit runden Gläsern in seinem Runden, etwas aufgequollen wirkenden Gesicht, durch die Gläser Blicken 2 aufgeweckt hin- und herschauende Augen. Er trägt einen schwarzen Kurzmantel und - unglaublich - einen schwarzen, knöchellangen Rock und braune Halbschuhe. Meine Neugier ist natürlich geweckt, ich prüfe nacheinander diverse Stereotypen in meinem Kopf ab und mich drängt es, ihn auf sein Äußeres anzusprechen, einfach weil ich kein passendes Stereotyp für ihn finde. An dieser Stelle sei gesagt, dass Stereotypen prinzipiel scheisse sind, aber sie sind menschlich, nur sollte man sich ihrer bewusst sein und nicht an ihnen festhalten. Jedenfalls blicke ich neugierig zu dem Herrn hinüber und: sehe, dass er nicht in einem "normalen Buch", sondern in der Bibel liest und ein ein weißer Kragen unter dem Mantel hervorblickt.
Leider war's also nichts mit "interessantem Menschen", einfach ein Pfarrer in seiner schwarzen Kluft.
Zuerst bin ich enttäuscht, dann muss ich aber doch lachen, weil: witzig war's in jedem Fall =)

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